Der Soundtrack - 30 Jahre gingen ins Land

Zum Glück geht es hier nicht um eine Verfilmung von "Dornröschen" ;-)

1973: Der Auftrag und seine Folgen

Die Renaissance als Vorbild

Vorlícek sah bei seiner Planung den ganzen Film im Zeitalter der Renaissance. Dadurch entstand für den Komponisten ein Problem, denn die Musik sollte diese Epoche zumindest widerspiegeln. In seinem letzten Film "Smrt si vybírá" hatte Vorlícek gute Erfahrungen mit Karel Svoboda gemacht, der damals erst am Beginn seiner Karriere war, aber Vorlícek war mit ihm sehr zufrieden gewesen. Er schickte Svoboda das Drehbuch und Svoboda meldete sich begeistert zurück. Bei der Gestaltung des Scores ließ Vorlícek dem Komponisten unerwartet freie Hand. "Ich sage dir das offen: Mir ist das egal, wie du das machst, aber ich möchte schöne Musik, keine infantile Musik sondern für die Erwachsenen, Musik, die romantisch ist und schön. Ich warte auf das Resultat.“

 

Das Resultat ist bekannt und rief - neben dem Film als Ganzes - seitdem das größte Interesse hervor - sowohl bei potentiellen Auftraggebern Svobodas im Westen, als auch bei den Zuschauern und späteren Fans des Films.

Musikalisches Thema aus dem Mittelalter geklaut?

Dabei ist das Gerücht, Svoboda habe das Aschenbrödel-Thema bei einem historischen Komponisten entlehnt, immer noch nicht verstummt. Das mittelaterliche Lied "Eno sagrado en vigo" (Martim Codax, ca. 1230) wird von deutschen Mittelalter-Bands gern mit dem Aschenbrödel-Thema aufgepeppt - ohne dass man sich in allen Fällen der Herkunft dieser Zeilen bewusst ist. So könnte es scheinen, als habe Svoboda von Codax abgeschrieben. Da aber nur von sechs der sieben Cantigas de Amigo die Melodie überliefert ist und ausgerechnet die von "Eno sagrado en vigo" fehlt, kann das nicht sein. Wie mir eine tschechische Frauen-Combo erklärte, verwendet man in Tschechien den 3hfa-Teil nicht mehr - stattdessen wird ein Stückchen "Norwegian Wood" (Beatles) eingefügt...

In Svobodas Haselnuss wartet die West-Karriere

Svoboda sagt selbst, dass die Filmmusik zu Aschenbrödel der entscheidende Impuls für den Beginn seiner Karriere im Westen gewesen sei. Auf diesen Film hin nämlich habe das ZDF ihm eine Kooperation beim Kinder- und Jugendfernsehen angeboten. Für die nächsten 30 Jahre wurde München zu Karel Svobodas zweiter Heimat.

 

Die Situation, in die er dadurch geriet, war nicht leicht, es waren absurden Zeiten für ihn. Der Komponist aus einem Land, in dem die harte Hand eines totalitären kommuinistischen Regimes regierte, bekam die Erlaubnis regelmäßig auszureisen zur verfeindeten Politik, zum freien Nachbarstaat, um dort zu arbeiten und zu verdienen. Aber paradoxon, wie es schien, war es nicht - angesichts der Qualität der westlichen Währung, die jedesmal mit Karel Svoboda zurückkehrte. Die Devisen waren für die kommunistische Staatskasse ein zu verlockender Happen dem sie nicht widerstehen konnte. Aus demselben Grund wurde auch Karel Gott die Arbeit in nicht-sozialistischen Ländern erlaubt.

 

Der ständige Wechsel zwischen den beiden kontrastierenden Welten war auch psychisch anspruchsvoll. Nach den Arbeitsbedingungen in der CSSR war Karel Svoboda nicht gewöhnt, unter hartem Termindruck zu arbeiten, aber die westdeutsche Mentalität verlangte Perfektion und Präzision. Der Komponist hatte aber glücklicherweise nicht nur Talent, sondern auch eine große Portion Fleiß. Der Antrieb für seine Arbeit war Zielstrebigkeit, aber auch der unverholener Wille zum Erfolg.

 

So bekam Karel Svoboda die einzigartige Chance, die Musik für Kinderfilme, Serien und Filme zu schreiben, die auf der ganzen Welt gesehen werden würden, z.B. "Aber Doktor", "Der Salzprinz", "Ein Engel im Taxi", "El Cantor". Den größten Erfolg erreichte er vor allem als Schöpfer der Musik für TV-Serien, größtenteils Kinderserien. Nach der zweiunddreißigteiligen Zeichentrickserie "Wickie und die Starken Männer", entstanden als deutsch-japanische Koproduktion, und nach der Serie Pinocchio (1977), fand die Zeichentrickserie "Die Biene Maja" in ganz Europa außergewöhnlichen Anklang, ganz sicher vor allem durch die zentrale Melodie, interpretiert von Karel Gott. Für den Soundtrack zur Serie "Die Biene Maja" bekam Svoboda in Deutschland fünf Goldene Schallplatten (gab es damals ab 500.000 an den Handel verkaufte Singles).

 

1975: Westdeutsche Geschmäcker sind verschieden

Ein erwachsener Mann entscheidet über den "Mädchenfilm"

Karel Svoboda hatte bei 3hfa ein Lied eingeplant. In der deutschen Fassung hört man es (allerdings als Instrumentalversion) in den Jagdszenen. In der tschechischen Fassung singt Karel Gott "Wo, kleiner Vogel, ist dein Nest" auch am Ende wenn Aschenbrödel und der Prinz hinter dem Horizont verschwinden.

 

Gotts Beitrag zu "Drei Haselnüsse ..." stieß allerdings beim Redakteur des WDR-Kinderfernsehens - Gert K. Müntefering - auf keine Gegenliebe. Es war ihm einfach zu viel des Guten. In einem Artikel, der Ende 2011 in den Potsdamer Neuesten Nachrichten erschien, schreibt er zu dem Moment, als er Karel Gotts Gesang hörte: "Es war so, als würde über eine schöne Torte gleichzeitig Buttercreme und Sahne gegossen – gekrönt mit einem Baiser. ... der Film veränderte sich und wurde aus einem Kunst- zu einem Zuckerwerk." Und so setzte Müntefering durch, dass die Stimme Karel Gotts herausgemischt wurde. Ich glaube, Václav Vorlícek hat das bis heute nicht nachvollziehen können. Und Karel Svoboda meinte später, dass ihn diese Entscheidung mindestens zwei Goldene Schallplatten gekostet habe, ganz zu schweigen von den GEMA-Einnahmen.

 

Gert K. Müntefering berichtet "Ich ließ den Vorspann, nach einem Gespräch mit Regisseur Vorlicek, neu mischen, eben ohne den Schlager von Karel Gott. ... ich war nun mal kein Schlagerproduzent und im Kinderfernsehen mehr auf neue Sachlichkeit aus denn auf den ohnehin landauf, landab gebotenen Gemütszirkus. Und dem Film 3HfA fehlte nun aber auch gar nichts."

 

Vorlícek erinnert sich so: Der WDR kaufte den Film und schickte eine Kassette zurück nach Prag, Vorlícek hörte sich das mehrmals an und konnte das Lied von Karel Gott nicht finden. Da rief er Müntefering an und fragte: "Warum habt ihr Karel Gott heraus genommen?" Müntefering erklärte ihm, er könne nicht die Stimme der Konkurrenz laufen lassen, da Karel Gott schon beim ZDF die "Biene Maja" singe. Wenn das stimmt, dann muss das Telefonat 1976 (frühestens) stattgefunden haben. Karel Svoboda bekam ja erst durch 3hfa den Biene-Maja-Auftrag und Maja ging in der BRD am 9.9.1976 auf Sendung.

 

Naja, nach fast 40 Jahren kann man wohl von keinem mehr erwarten, alle Details noch in die richtige Reihenfolge bringen zu können. Wie auch immer, die Wessis unter uns können froh sein, dass 3hfa schon vor der endgültigen Fertigstellung vom WDR gekauft und gleich 1975 ausgestrahlt wurde. Was hätten wir sonst verpasst!!

Was wurde aus "Kleiner Vogel..."?

Karel Gott hatte den Titel sogar auf Deutsch eingespielt. Das Stück wurde kurze Zeit später in einer Compilation für den ostdeutschen Markt verwendet. Die LP hieß "Karel Gott - Die Neue". In der ČSSR kam "Kdepak, Ty Ptáčku, Hnízdo Máš?" schon 1974 als Rückseite der Single "Cestu Znám Jen Já" heraus, 1987 wurde es in die Tracklist der LP "Story" aufgenommen.

Die deutschen Fans wollen den Karel Gott Song jetzt aber auch nicht mehr und in allen anderen Ländern ist der Song "Kdepak ty ptácku hnízdo máš?" aus dem Film nicht wegzudenken. Ich glaube nicht, dass die deutschen Fans das Lied besonders vermissen. Für uns ist die Titelmusik DIE Aschenbrödelmusik, während Karel Svoboda wohl eher das Lied als Single-Auskopplung vorgesehen hatte. Welches Stück die Fans im Rest der Welt als DAS Aschenbrödellied empfinden, weiß ich leider nicht.

 

Abgesehen davon hat die Filmmusik - mit dem gesungenen Lied - in Panama einen Preis auf dem Internationalen Filmfestival gewonnen. Und sicher nicht nur da.

 

2001: Supraphon macht einen Fehler

"Liebe Kathrin, kann man die Filmmusik irgendwo kaufen?"

Die erste Frage, die mich im Juli 2000 über meine noch winzige 3hfa-Webseite per email erreicht ist die nach dem Soundtrack. Es wird die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage. Danach wird sogar noch öfter verlangt, als nach einer Autogrammadresse von Libuše Šafránková. Ich glaube, mit der Suche nach einem Tonträger, auf dem ein Fitzelchen Aschenbrödel-Musik sein könnte, habe ich bis 2001 mehr Stunden zugebracht, als mit allem anderen. 2001 tauchen in Musiktauschbörsen langsam heiß begehrte einzelne Stücke aus dem Film auf. Die Fans stört wenig, dass am Ende des Endtitels der Präzeptor irgendwas tschechisches dazwischenbrüllt.

Und dann plötzlich ein Treffer - mehrere emails in denen Leute glücklich verkünden, nun endlich eine richtige Soundtrack-CD gefunden zu haben. Die Freude ist groß.Wird aber bitter enttäuscht.

 

Die tschechische Firma Supraphon hat eine CD herausgebracht mit dem vielversprechenden Titel "Tri oríšky pro Popelku". Wahnsinn! Offenbar gibt es auch in Tschechien Fans. Die deutschen bestellen sich die Scheibe über das Internet, einige bringen sie sich von Dienstreisen oder aus dem Urlaub in Tschechien mit. Und nach dem ersten Freudengeheul geht ein Aufschrei des Entsetzens durch die relativ kleine Gemeinde derer, die sich die CD sofort besorgt haben.

Da könnte man sich auch einen Kasettenrekorder neben dem Fernseher stellen...

Auf der CD ist nur ein Mitschnitt des Films an den Stellen, wo man Musik hört - also die Musik mit allen anderen Geräuschen, Textpassagen (auf Tschechisch) usw. Als einzige Highlights sind das von Karel Gott gesungene Jagdmotiv sowie das von Iveta Bartosova gesungene Titellied auf der CD in Fom von Bonustracks zu vermerken. Der Vetrieb konstatiert zwar im Mai 2002, diese CD wäre nur für Kinder gedacht gewesen. Aber diese Erklärung kommt zu spät.

 

Der Internet-Musikladen Cdmusic.cz ändert, nachdem recht schnell klar wird, dass der Soundtrack dieses Films weggehen wird, wie geschnitten Brot, seine Eingangsseite auf verblüffende Weise. Wenn man "cdmusic.cz" eingab, war man Ihr sofort beim Soundtrack von 3hfa. Ein neues Desing, passend zum Cover der CD, bebilderte links zu Diane und mir, alles in rosa, Werbung für eine 3hfa CD-ROM (!!) und den Videofilm direkt darunter. Unter den Fans spricht es sich jedoch wie ein Lauffeuer herum, wie schlecht diese CD ist, man kann die Musik wirklich nicht genießen.

Deutsche Fans machen Druck

Es kommt offenbar zu einer Flut von Beschwerde-emails. Nach zwei Wochen wird bei cdmusic.cz wieder alles umgestaltet. Da der tschechische Musikverlag Supraphon diese CD herausgebracht hat, ergießt sich der Zorn der Fans vor allem auf diese Firma. Einer der Höhepunkte dürfte der folgende Brief gewesen sein, der mich als Formulierungsvorschlag per e-mail erreichte:

 

High,

sorry my english isn't good. Why i do write? I have bought the CD "Tri orisky pro popelku" - Soundtrack. I'm very very disappointed. This is no soundtrack. Supraphon has only cut some parts with dialogs and noises out of the film and record on cd. This isn't creativ, this is nonproffessional. Where are the original - music tapes of the praha sinfonie orchestra Why do'nt Supraphon record a 10pt movie - trailer of "Tri orisky pro popelku" on CD ?

Bye

 

Dieser Beweis, wie weit enttäuschte Fans gehen können, sagt wohl alles.

2002: Eine bessere CD wird angekündigt

In der Folgezeit kommen Gerüchte auf, es werde einen neuen Soundtrack geben. Supraphon bekommt offenbar ziemlich viele e-mails. Alle äußern sich entäuscht über die CD. Ende Mai 2002 schreibt Frau Jana Gonda (die zur Ansprechpartnerin wird) an Marcel, dass an einer "German version" gearbeitet wird. Marcel befürchtet Schlimmes: Wird das derselbe Quatsch sein, nur mit deutschen Hintergrundgeräuschen?

 

Seinem Tipp "Beschwert euch mal kräftig weiter bei Supraphon!!!" folgen offenbar viele. Supraphon bestätigt daraufhin, dass es eine CD geben soll mit der originalen Filmmusik "so wie sie für den Film aufgenommen wurde".

 

Immer noch 2002: Die Original-Bänder existieren noch - und Supraphon wird konkret

Der Soundtrack existiert noch

Im Sommer wird bekannt, dass es einem anderen Fan vor Jahren gelungen war, auf ganz legale Weise einen Mitschnitt der Original-Filmmusik in den Prager Barrandov-Filmstudios auf DAT zu bekommen. Er musste lediglich Kopierkosten bezahlen.

 

Seitdem dieser Fan seine unglaubliche Geschichte hier veröffentlichte, wurde natürlich häufiger angefragt, ob man nicht die Adresse dieses Glücklichen haben könnte oder besser noch eine Kopie der Musik, vor schlechter Bezahlung müsse er sich nicht fürchten. Aber der Anonyme blieb unerkannt - und standhaft. Da vermutlich nur er einen solchen Erfolg hatte, könnte Barrandov ein Auftauchen der Musik im Netz leicht auf den damaligen Besucher zurückführen, der natürlich irgend etwas tschechisches unterschreiben musste.

 

Ein Gutes aber hat diese Sache: Es ist mehr oder weniger bewiesen, dass es die Original-Bänder noch gibt, und Supraphon sich nur mit Barrandov und Karel Svoboda in Verbindung setzen muss. Insbesondere, nachdem im September '02 der oben genannte Musikbesitzer Jana Gonda selbst eine entsprechende mail geschrieben hat.

 

Allerdings, so Supraphon, sei es nicht immer so einfach, wie es scheint, eine Platte zu veröffentlichen. Verschiedene Firmen hielten die Rechte, nicht alle Bänder hätten dieselbe Qualität usw. Man verwende jedoch von Barrandov lizensiertes Material. Natürlich müsse man es remastern.

Ankündigung mit Vorbehalt

Im September schreibt Jana Gonda an mehrere Fans, dass die neue CD in sechs Monaten herauskommen soll. Das wäre März 2003. In der mail, die ich von ihr bekomme, schreibt sie (übersetzt von mir): " ... Ich habe sehr viele e-mails bekommen, die den Aschenbrödel-Sondtrack betreffen. Ich habe keine Ahnung, wo all diese Deutschen unsere CD gekauft haben. Sie war nur in auf dem tschechischen Markt erhältlich und sollte NIE ein Soundtrack sein. ... Da so viele nachfragten, werden wir innerhalb der nächsten sechs Monate einen einen regulären Soundtrack veröffentlichen. ..."

 

Das hört sich hervorragend an, aber wir haben ein Problem. Im Gästebuch trägt ein Fan ein, dass Frau Gonda auf seine Nachfrage geantwortet hat (übersetzt von mir): "...Ja, wir planen, den Aschenbrödel-Soundtrack plus weitere beliebte Stücke von Karel Svoboda zu veröffentlichen...". Eine Compilation, bei der vielleicht Stücke aus dem Film wegfallen, das ist nicht das, was sich die Fans vorgestellt haben.

 

Auf eine besorgte Nachfrage bekomme ich allerdings eine beruhigende Antwort. Jana Gonda versichert, dass die gesamte Filmmusik veröffentlicht werden soll, da dies allerdings eine CD nicht füllen würde, wolle man die Gelegenheit nutzen um mehr beliebte Sovoboda-Musik dazu zu legen. Wenig später wird dann auch der Termin "März" bestätigt.

März 2003: Das Erscheinen der CD verzögert sich bis Ende Mai

Ende März 2003 fragen die Fans zu Recht, wo der Soundtrack bleibt. Supraphon hat Probleme. Frau Gonda, die wie immer sofort und informationsreich antwortet (ein großes Lob an Sie!!) berichtet, dass der zuständige Produzent Opfer einer Unfallflucht wurde und nun, ausgerechnet kurz vor dem Termin im Krankenhaus ist. Außerdem will Karel Svoboda sein 30jähriges Werk noch einmal hören. Zunächst aber muss er die (erneute) Premiere seines Musicals "Dracula" in Prag am 27. März hinter sich bringen.

 

Die Spannung steigt. Was wird auf der CD zu hören sein? Wie viele der sich ja teilweise im Film wirklich wiederholenden und manchmal recht kurzen Musikstücke werden weggelassen? Welche anderen, beliebten Stücke von Karel Svoboda kommen dazu?

 

Mitte April ist der Komponist zufrieden mit seinem 30 Jahre alten Werk und die CD kann in die Produktion gehen. Bei Supraphon ist man so nett, mich über den deutschen Vetriebspartner zu informieren, da ich nun versuche herauszufinden, wer die CD in Deutschland führen wird. Auch schreibt Frau Gonda an diesen Vertrieb (Codaex - nie gehört) und versichert mir, man werde mir demnächst antworten.

April 2003: Die CD kann bestellt werden und die Tracklist liegt vor!

Ende April 2003 schreibt mir Roland aus der Schweiz, dass man die CD schon zum 31.5. bei zwei online-shops vorbestellen kann. Gut für die Schweizer Fans, schlecht zunächst für die Deutschen, denn nur einer von beiden versendet überhaupt nach Deutschland und dann nur mit einer Versandpauschale von 10 €. In Deutschland lehnt Amazon begründet ab, die CD zu verteiben. Das sei ein zu großer Aufwand für den riesigen Online-Shop, da man den Titel erst ins Lieferprogramm aufnehmen müsse und das ist wohl nicht so einfach (später entscheidet sich Amazon dann doch anders ;-)

 

In Tschechien kann man die CD schon ab dem 14.5. über diverse Online-Shops bekommen. Codaex, schreibt Diane: "...Wenn Supraphon den Termin hält, würde die CD am 16.06. in Deutschland erscheinen.".

 

Und wirklich: Kurz darauf kommen gleich zwei mails bei mir an, die denselben Online-Shop als Quelle einer Vorbestellung zum 16.6. nennen - Danke Sybilla und Anni. Ich recherchiere und finde mehrere solcher Anbieter, bei denen man zum 16.6. vorbestellen kann. Auch in der Schweiz gibt es mehr als zwei Händler (Danke, Silas). Später erfahre ich, dass es die CD auch im Laden geben wird (Danke, Volker). Und auch Amazon hat sich eines besseren besonnen (Danke, Steffen) ...

 

JPC schreibt mir am 22.5., dass schon (erst?) 40 Stück vorbestellt seien. Das sollte sich schnell ändern, denn die hochgeschätzte Frau Gonda schickt mir die Tracklist der CD!

 

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (O.S.T.) SU 5474-2 301

 

1 Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (Motiv I) - Einleitung 4:35

2 Die Stiefmutter - Asche und Erbsen 0:48

3 Die hilfreichen Täubchen I 1:55

4 Aschenbrödel und Nikolaus (Motiv I) - Ankunft des Königspaars und seiner Begleiter 4:08

5 Die Jagd auf das Aschenbrödel I 1:58

6 Die Jagd auf das Aschenbrödel II 1:08

7 Abfahrt des Königspaars und seiner Begleiter 2:47

8 Aschenbrödels schweres Schicksal I (Motiv I) 0:23

9 Motiv des Präzeptors und der "Tanzstunde" 1:00

10 Vincek und die drei Haselnüsse 0:42

11 Der Zauber der Haselnüsse (Motiven I + II) 1:45

12 Aschenbrödel als Jäger (Motiv II) 1:46

13 Der beste Schütze (Motiv II) 0:36

14 Die Jagd auf das Aschenbrödel III 0:24

15 Aschenbrödels schweres Schicksal II (Motiv I) - Erbsen und Linsen 0:58

16 Die hilfreichen Täubchen II - Die zweite Haselnuss 1:25

17 Der königliche Ball 3:40

18 Aschenbrödels Tanz mit dem Prinzen (Motiv I) 3:41

19 Aschenbrödel flieht vom Ball (Motiv II) 1:35

20 Verrat, Verfolgung und Strafe 2:17

21 Finale I - Es gibt eine Hochzeit! (Motiv I) 1:28

22 Finale II (Motiv II) 2:37

 

Musik Karel Svoboda, eingespielt vom Film-Sinfonieorchester unter Leitung von Štepán Konícek

Total time 42:27

 

Und jetzt endlich kann ich die richtige Anwort geben auf die erste Frage, die ich zu dieser Webseite und danach immer wieder bekam:

GIBT ES DEN SCORE AUF CD???

Ja!

 

 

Ab dem 16. Juni 03 kann man einen richtigen Soundtrack auf CD ohne tschechische Nebengeräusche im Fachhandel kaufen

Ja, ihr, die Fans,habt es mit euren e-mails geschafft,dass wir nun,nach 30 Jahrendiesen Soundtrackin den Händen halten dürfen! Ihr seid spitze! DANKE, SUPRAPHON!! Ich finde, Frau Gonda und Frau Bartiková haben ein paar Dankes-mails verdient!

 

Mai 2003: Die CD erfüllt alle Wünsche der Fans!

Die CD kommt!

Am 28.5. schaue ich nachmittags in den Briefkasten und das Wunder ist geschehen: Codaex haben mir freundlicherweise ein Vorab-Exemplar der CD geschickt. Danke!! Ich bin zwar todkrank, muss aber bei bis an den Anschlag aufgedrehter Anlage in der Wohnung herumspringen und tanzen. Danach huste ich eine halbe Stunde lang und muss ins Bett.

 

 

Nur winzige Lücken

Am nächsten Tag fragen die Nachbarn ob die wunderschöne Musik aus meiner Wohnung gekommen sei und mich treibt es an den PC. Ich danke Codaex und Supraphon und hier ist mein Eindruck:

 

Die CD enthält wirklich den Original-Soundtrack des Films gekürzt um winzige Kleinigkeiten, die meist nicht auffallen. Es fehlt Aschenbrödels Tanz mit dem Ballkleid im Schuppen und das Erscheinen von Nikolaus. Eine sehr kurze Sequenz, auf die wir verzichten können. Es fehlen aber auch drei sehr bildliche Musikstückchen, nämlich das Vorbeischreiten des Prinzen an den Tänzerinnen und wie Kleinröschen ihn ergreift, außerdem die Stelle, an der die Kapelle ins Stocken gerät, weil Aschenbrödel den Ballsaal betritt. Schade eigentlich, andererseits sind es (zumindest die ersten beiden) sehr kurze, zusammenhanglose Sequenzen, die man schlecht irgendwo einbauen kann.

 

Spaßigerweise zeigt das Cover der CD dasselbe Motiv wie das Cover der DVD, nur gespiegelt.

Dafür hat Libuse auf der CD ihren süßen Leberfleck wieder, der auf der DVD fehlt.

 

Die Tänze des Balls hat man sinnvollerweise aneinander gereiht und die Stücke, während denen Aschenbrödel sich dem Fest nähert, herausgenommen (diese Musik hört man aber an anderer Stelle, es fehlt also im Grunde nichts). Das ist gut gelungen.

Ungewohntes Finale

Eine wirklich auffällige Änderung ist das letzte Stück. Es handelt sich nämlich nicht um Aschenbrödels Motiv oder "Motiv I", sondern um das Motiv der Jagdszenen, im Tschechischen Original singt hier Karel Gott. Dessen Stimme hat man durch eine Oboe ersetzt. Hört sich nicht schlecht an, ist aber ungewohnt. Bei Supraphon wusste man nicht, dass statt "Kdepak ty ptacku..." im deutschen Originalfilm das Stück Musik wiederholt wird, das schon bei Aschenbrödels erstem Ausritt in den Wald verwendet wurde (es ist wirklich genau dasselbe, also hört euch statt Stück 22 einfach Stück 4 ab 2:44 an). Da die CD natürlich auch für den tschechischen und internationalen Markt gedacht ist, wo man am Ende Karel Gotts Gesang erwartet, ist es auch denkbar (und wie ich finde auch sinnvoller), dass man der Mehrheit so weit möglich das gewohnte Ende bieten wollte.

Einblick in die Produktion

Karel Svoboda (von Marcel - Danke!)
Karel Svoboda (von Marcel - Danke!)

Helena Bartiková schreibt mir dazu (Übersetzung): "... I have to tell you that this work was very very nice but very hard for me too. Because I was only pinch-hitter on behalf of my illness colleague and we all (Mr. Paulu, Mr. Svoboda and me) didn´t know any details about German version but we wanted to do our best for the CD and for all German fans.

 

Only some few gloses: As you noted in booklet Mr. Svoboda had a supervision of the CD - if some fragment of melody is absent - he wanted it, he felt what is precise (not to be boring or needless), only he is allowed to do whichsoever, he is the author. He didn´t change the order of melodies he got off only a short fragments from that music. The last melody of CD version is the film last melody without Karel Gott voice only. It was Karel Svoboda´s idea to compensate missing track in the original film tape /but the voice´s track had to be exchanged, it was "music base" only in the film tape and in this track/. You are right - it is the oboe but not synthesized. It was only some untutored sentences for the explanation. I have to say - Mr. Svoboda is really the big practician and he gave big consideration and care to genesis of this CD for his fans. ..."

 

Das hört sich jetzt doch nach einigen Änderungen an. Aber glaubt mir: Was verändert wurde sind Kleinigkeiten. Die Musik wurde nicht gekürzt, alle Titel sind in voller Länge wie auch im Film zu finden und es ist ein reiner und originaler O.S.T. unseres Lieblingsfilms. Es wird euch das Herz aufgehen, ihr werdet nur noch mit 'nem Discman am Gürtel rumlaufen, es ist der schiere WAHNSINN!!

 

WIR HABEN ES GESCHAFFT!

Die CD im deutschen Handel

Der OST kann im Laden gekauft werden, Saturn und Karstadt (und damit sicher auch andere Geschäfte) haben die CD im Programm, fragt mal dort nach - wenn sie gerade nicht vorrätig ist, können die sie euch auch kommen lassen! Sie ist auch nicht oder kaum teurer als wenn ihr sie bestellen würdet.

 

Bestellen könnt ihr die CD überall im Internet, aber Vorsicht: die Preisunterschiede sind teilweise gewaltig. Natürlich kursiert sie auch bei bekannten Online-Auktionshäusern - vergleichen lohnt also.

 

Am 3.6.03, also zwei Wochen vor dem offiziellen Erscheinungsdatum, hatte allein jpc die CD übrigens schon 100mal verkauft. Drei Monate danach hatte jpc schon 1000 Exemplare abgesetzt, was, wie mir ein Herr aus dem Einkauf von jpc schrieb, nicht schlecht ist. Bei Alphamusic war der Soundtrack sogar zeitweilig unter den Top 100 der CD-Charts (zwar ziemlich weit unten, aber immerhin).

 

Am 6.2.04 schrieb Thomas aus Berlin ins Gästebuch: "Habe gestern erfahren, dass ich heute endlich meine bestellte CD abholen kann, fünf Wochen hab ich gewartet, war alles vergriffen, also bin ich ja wohl nicht der einzige Begeisterte." :-)))

 

20 Jahre später hat kaum noch jemand einen CD-Spieler, deswegen wies Årild aus Norwegen 2023 völlig zu Recht darauf hin, dass man den Score bei allen bekannten Streamingdiensten hören kann.  

2008: Nicht verwendete Filmmusik gefunden

Glücksfund bei xbay?

Anfang März bekam ich folgende E-mail von Crischanti:

 

"... Ich habe übrigens eine tschechische CD von Karel Svoboda ersteigert. Sie heißt "Pohadky" und enthält die Stücke von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, der Salzprinz und wie man Dornröschen wachküsst. Bei den Stücken von DHfA bin ich etwas stutzig geworden, weil da ein Stück dabei ist, das ich noch nicht kannte. Vielleicht habe ich es beim Film auch überhört, aber ich habe den Film mehrmals gesehen (bestimmt schon über dreißig mal) und da sollte man meinen, dass man alle Stücke kennt, aber als ich die CD gehört habe, hab ich echt aufgehorcht..."

 

So wie ich Crischanti kenne, ist auf der CD wirklich etwas unbekanntes drauf, vielleicht nur ein falsch zugeordnetes Stück, aber wozu gibt es das Internet. Mal suchen. Aha. Hier haben wir doch schon Hörbeispiele. Die CD heißt richtig "Karel Svoboda - Hudba z filmu - pohádky" und es geht um Stück Nr. 9 (die haben alle keine richtigen Titel).

 

Als ich reinhöre, ist mir sofort klar, dass Crischanti mit einem Recht hat: Das kommt im Film tatsächlich nicht vor. Ich lausche trotzdem andächtig. Die Qualität ist schlecht, aber die Instrumentierung passt irgendwie zum Film. Naja. Sicher falsch einsortiert. Ist irgendwie dazwischen gerutscht. Gehört nicht zu 3hfa.

Drei bekannte Sekunden

Hä? Was war das denn? Ganz kurz vor dem abrupten Ende der kurzen Hörprobe kommt mir doch etwas bekannt vor und nicht nur das: Ich habe sofort eine Szene aus dem Film vor Augen - mir läuft's kalt den Rücken runter - aber mein PC schweigt. Das muss ich noch mal hören!

 

Krass!! Am Ende des Stückes aus Flöten, Blechbläsern und Streichern hört man nur noch die Streicher - vorzugsweise nur noch Celli oder Kontrabässe - die tief anfangen und sich dann nach oben schrauben in einem die Spannung steigernden Crescendo - DAS KENNE ICH! Das ist die Stelle, an der der Prinz auf dem Ball mit halb geschlossenen Augen an den wartenden Schönheiten vorbeigeht und schließlich von Kleinröschen zum Tanz gezerrt wird. AHA!

 

Aber was ist mit der Musik vor dem Streichercrescendo? Im Film ist an der Stelle gar nichts. Ich höre mir mal die Hörproben rund um Nr. 9 an. Nr. 8 bietet Eindrücke desselben Stücks - es fängt nur ein bisschen früher an und da ist es! Ganz am Anfang der Hörprobe: Das Klingeln am Ende des Tuschs, der eigentlich den Ball eröffnen sollte - was nicht klappt, weil der Prinz bockt (König: "Mach schon, es ist sehr unhöflich.").

 

Ich kann es kaum fassen: Crischanti hat ein Stück Musik gefunden, das im Film nicht verwendet wurde! Gut gemacht!!

 

(Inzwischen allerdings doch: Icestorm hat bei der Schmuckkästchen-DVD, die 2009 auch als normale DVD erschienen ist, dieses Stückchen Musik an der richtigen Stelle eingefügt.)

Mehr Musikabfall

Jetzt bin ich elektrisiert. Die CD muss ich haben. Kriege ich auch. Und was glaubt ihr? Da ist noch ein Stückchen Musik drauf, das wir bisher nicht kannten! Beim Anhören von Stück Nr. 11 spielt in einer der Strophen eine Trompete statt des Cembalos - wie aufregend! Und auch das ist nicht für den Film verwendet worden. Man hat zwar das Lied behalten, aber das Blech rausgeschnitten.

 

Jetzt verstehe ich auch Stück Nr. 9 besser. Darin hatte ich mich etwas über die Blechbläser gewundert, die meiner Meinung nach nicht zu den vorher spielenden (Block-)Flöten passten. So eine Mischung verschiedener Instrumentengattungen war mir beim Rest des Soundtracks noch nicht aufgefallen. Jetzt, wo ich weiß, dass auch bei Stück Nr. 11 (das ebenfalls zu den Ballszenen gehört) Blechbläser eingeplant gewesen waren, macht die ganze Sache wieder Sinn.

 

Außerdem fällt Crischanti und mir auf, dass alles langsamer und auch etwas tiefer klingt, als wir das gewohnt sind. Auch in dieser Hinsicht hat man die Musik in der Postproduktion wohl etwas verändert.

 

So tauchen nach 35 Jahren längst verschollen geglaubte Produktionsreste wieder auf. Sollte mir irgendwer aus Barrandov noch einmal weis machen wollen, es sei damals alles, was nach Fertigstellung des Films übrig war, weggeworfen worden, so wisset hiermit: Ich glaube euch kein Stück mehr :-)!

2018 Neue Einspielung

Ja was soll man sagen: Seit ca. dem Jahr 2005 geht die Sache mit Aschenbrödel richtig ab. Da verwundert es nicht, dass die Tschechen auf die Idee kamen, zum 45. Jubiläum den Score einmal komplett neu einzuspielen. 2018 nahm sich das Český národní symfonický orchestr (Nationales Tschechisches Symphonieorchester) unter Jan Chalupecký der Aufgabe an und es entstand eine Neuaufnahme der beliebten Filmmusik. 

 

Seitdem muss man bei den bekannten Streamingdiensten (Danke an Årild aus Norwegen für den Tipp!) aufpassen: Wenn man den originalen Soundtrack hören möchte, hilft es, bei der Suche nicht nur "Tri Orisky pro Popelku" sondern auch "Stepan Konicek" einzugeben. Štěpán Koníček war 1973 der Dirgent, der so kongenial Karel Svobodas Partitur umgesetzt hat.

 

 

Quellenangaben:

 

1973: Der Auftrag

 

Václav Vorlícek in seinem Interview auf der tschechischen DVD "Tri oríšky pro Popelku", Bonton film a.s., 2005

Karel Svoboda in: Thomas Förster, Dorothee Jansen: Wenn Märchen wahr werden, WDR Erstaustrahlung 24.12.2005

Jan Blanka, Jana Kolácná: Ich mag schöne Stimmen in: Leipziger Volkszeitung, 3.11.1989 - danke an Muddle und seine Frau für den Fund in einer Kakaodose!

Marek Ruznar: Karel Svoboda in: cinemania@seznam.cz, online am 13.08.2006 unter http://www.sweb.cz/cinemania/svoboda.htm

o.A.: Martim Codax in: Wikipedia, online am 13.08.2006 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Martim_Codax

 

1976: Westdeutsche Geschmäcker sind verschieden

 

Václav Vorlícek in seinem Interview auf der tschechischen DVD "Tri oríšky pro Popelku", Bonton film a.s., 2005

Gert K. Müntefering in: Thomas Förster, Dorothee Jansen: Wenn Märchen wahr werden, WDR Erstaustrahlung 24.12.2005

Richard Jebe: Die Biene Maja, in: Zeichentrickserien.de, online am 13.08.2006 unter http://www.zeichentrickserien.de/maja.htm

Marek Ruznar: Karel Svoboda in: cinemania@seznam.cz, online am 13.08.2006 unter http://www.sweb.cz/cinemania/svoboda.htm

 

April 2003: Die CD kann bestellt werden und die Tracklist liegt vor!

 

animiertes Feuerwerk-gif von www.auerpeter.de