Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

oder: Das Geheimnis des beliebten Märchenfilms

Von Christine Engel

Es war einmal auf einem Gutshof, da bereiteten sich die Herrin und ihre Knechte und Mägde auf die Ankunft des Königs und seines Gefolges vor.

 

Alle waren aus dem Häuschen, ja sie waren in der Tat nicht bei sich selbst zuhause, wie man später noch erfahren wird, denn sie ließen sich befehlen und kommandieren, obwohl sie doch selber Köpfe zum Denken hatten. Nur unser Aschenbrödel hatte ihren Eigensinn, doch den wollte die Stiefmutter ihr gründlich austreiben – und den Stolz dazu, wie uns die Geschichte dann zeigt. Unser Aschenbrödel war deshalb mehr an ihrem Pferd Nikolaus interessiert als am vornehm gespielten Wesen der Stiefmutter und der Stiefschwester Dora. Die schlichte Kleidung, die sie trug, war das reinste Gegenstück zum Aufputz dieser beiden. Das Pferd Nikolaus hatte sie von ihrem Vater geschenkt bekommen und damit viel Energie, wie man es sonst mehr von Burschen kennt. Nikolaus war allerdings auch ihr liebster Freund, denn sie interessierte sich nicht für den Prinzen des Landes, den sich die Stiefmutter für ihre eigene Tochter Dora als Ehegemahl wünscht. Unser Prinz hatte aber auch kein Interesse an dem Wunsch seines Vaters, dem König, zu heiraten, eigentlich wollten beide, das Aschenbrödel und der Prinz, noch in ihrer Kinderwelt bleiben, so wie auch Erwachsene manchmal Kind sind und anderen ihre Geschicke anvertrauen.

 

Unser Aschenbrödel ist ein gutes Kind, das die Schuld vom Küchenjungen auf sich nehmen konnte, um ihn vor der Prügelstrafe der Stiefmutter zu schützen. Leider möchte die Stiefmutter kein selbstbewusstes Wesen in ihrer Nähe, sie beklagt die Erbschaft ihres verstorbenen Mannes und damit die mutige Argumentation unseres Aschenbrödels. In Rachegedanken streut sie Erbsen in die Asche und II) befiehlt das Auslesen. Traurig macht sich unser Aschenbrödel über die fast unlösbare Aufgabe, doch die Täubchen kommen, um zu helfen. Sie erledigen die Arbeit geschwind, so wie man Arbeiten gut und schnell erledigt, bei denen man weiß, worauf es ankommt. Überhaupt ist unser Aschenbrödel eine Freundin der Tiere, fast aller Tiere. Nur ein Tier findet bei ihr keine Gnade, doch davon hören wir später. Die Katze Mohrle bekommt Milch ins Schälchen und der Hund Kasperle wird liebevoll angesprochen, als kleiner Räuber bezeichnet.

 

Unser Aschenbrödel reitet summend und glücklich im verschneiten Wald, sie ist ganz bei sich selbst und genießt die Stille, träumt etwas vor sich hin. So muss es wohl sein, um etwas Glück in einer Welt zu fühlen, die es gerade nicht gut mit ihr meint. Das spürt sie dann auch, als sie mit dem nächsten Tier Zwiesprache hält, der klugen Eule Rosalie, der Hüterin der Schätze unseres Aschenbrödels. Ein kleiner Handspiegel und die Brosche der Mutter mit weißen Rosen in einem kleinen Schatzkästchen sind das Erbe ihrer verstorbenen Mutter, sorgfältig versteckt auf dem Dachboden eines Schuppens, der für die feine Stiefmutter und die einfältige Dora sicher viel zu schmutzig ist.

 

Doch was passiert beim Ausreiten im Wald? Wir wissen es alle, es kommt zur ersten Begegnung mit unserem jungen Prinzen, ganz dem Zufall überlassen, aber wohl an der Zeit für beide. Er möchte sich in männlichen Jägereien üben und nimmt ein unschuldiges Rehkitz ins Visier. Sie, unser Aschenbrödel, will den verletzenden oder todbringenden Schuss verhindern – und es gelingt ihr mit einem Schneeballwurf auf unseren Prinzen. Kichernd über die geglückte Tat reißt sie aus und wird aber von unserem Prinz und seinen zwei jungen Begleitern entdeckt. Eine wilde Verfolgungsjagd zwischen verschneiten Bäumen und tiefen Gräben bringt sie durch einen Trick unseres Prinzen in Bedrängnis, doch mutig, wie sie ist, nimmt sie trotz demütigenden Titulierungen ihrer Person, „ein Hühnchen ohne Federn“ sei sie, das gefahrvoll zu reitende Pferd des Prinzen, um

 

III) damit zu ihrem Pferd Nikolaus zurückzukommen. Das hatte unser junger Prinz nicht erwartet und zollt unserem Aschenbrödel Anerkennung gegenüber seinen zwei Begleitern.

 

Hiermit beginnt dann eine der schönsten Liebes- und Lebensweisheit erzählenden Geschichte auf Zelluloid, die weit mehr zu vermitteln hat, als sich zunächst vermuten lässt.

 

Doch hören wir weiter, was auf dem Gutshof mittlerweile passiert. Alles wird aufgeboten, um beim Königspaar und seinem Gefolge Eindruck zu machen, und so nimmt es nicht wunder, dass in diesem Protz und Gepränge die Stiefmutter das edle Königspaar mit einem Wunschtraum für ihre Tochter Dora konfrontiert – die Einladung zum Ball. Dabei bezeichnet sie sich als „meine Wenigkeit“, die auch dabei sein will, um anzugeben, wie es der Mensch gerne in Gesellschaft tut.

 

Unser Prinz kommt an die zum Schloss fahrende Kutsche und wird sehr zum Missfallen seiner Mutter, der Königin, vom König vor Zeugen gerügt, denn das Erwachsenwerden, das auch ein werdendes Erwach(s)en sein kann, lässt nach des Königs Meinung auf sich warten. Er möchte, wie wir wissen, die „Bürde“, das Amt in jüngere Hände abgeben, seinem Sohn, unserem Prinzen, in den sich unser Aschenbrödel verliebt hat, wie wir später genauer sehen werden.

 

Doch schauen wir derweil auf den Gutshof, was sich hier an weiteren Eitelkeiten aller Art abspielt. Knecht Vinzek soll mit dem Pferdeschlitten in die Stadt fahren, um Stoff für Ballkleider und dergleichen mehr zu kaufen, denn der König hat tatsächlich das ausgesprochen, auf das die Stiefmutter und Dora gehofft haben: Die Einladung zum Ball am königlichen Hof für Dora und ihre Mutter. Allein für unser Aschenbrödel gilt die Einladung nicht und so fahren in einer erneuten Einkaufsfahrt dann später auch die beiden ohne sie in die Stadt, um „Spitzen und Schmuck“ zu kaufen, nicht ohne vorher unser Aschenbrödel zu verhöhnen, wie wir alle wissen.

 

IV) Doch nun kommt Vinzek und er fragt, was denn unser Aschenbrödel gerne aus der Stadt hätte. Sie antwortet ihm nach einer Scherzantwort später am Fluss beim Wäschewaschen dann das einzig Richtige, „was dir vor die Nase kommt“, dabei führt sie ihre rechte Hand zum Herzen, denn Herzensdinge sind oft Zufallsfunde, vorausgesetzt man glaubt daran. Doch bis dahin geht es für unser Aschenbrödel mit der Arbeit im kalten Flusswasser weiter, das Summen einer Melodie hilft ihr dabei, diese scheußliche Arbeit zu verrichten.

 

Derweil geht unser Prinz keiner sinnvollen Beschäftigung nach, er amüsiert sich im Wald mit seinen zwei Begleitern und sieht nun den heimfahrenden Vinzek schlafend im Schlitten. Das Pferd weiß den Weg auch ohne Zügel. Voller Übermut schießt unser Prinz ein Nest vom Ast, das geradewegs auf Vinzek fällt. Dieser entdeckt darin einen Zweig mit drei Haselnüssen und erinnert sich an unseres Aschenbrödels Wunsch, den zu erfüllen er fast vergessen hätte. Wie Lausbuben ziehen derweil die drei „Hochwohlgeborenen“ nach dem Streich davon.

 

Auf diese und andere Art wird dem Herrn Präzeptor das Leben immer wieder schwer gemacht, „das ist kein Lehramt, das ist eine Strafe“ stöhnt er. Quasi als Strafe und ohne jegliche Begeisterung sieht unser Prinz dem angekündigten Hofball entgegen. Er soll eine Braut wählen an diesem Abend und er wird es auch dann am Ball tun, wie wir wissen, doch eben erst zum Schluss selbst bestimmt und eigenverantwortlich, nicht wie der dominante Königsvater es will. Er hätte doch seine Gattin damals auch frei gewählt, wie die Königin betonte. Sie zeigt damit wahre königliche Würde.

 

Tanzschritte und Etikette soll von unserem Prinzen geübt werden, dies befiehlt der König, damit er ihm „keine Schande macht“.

 

V) Das nimmt unser Prinz dann später mit den beiden Begleitern in jungenhafter Blödelei zum Anlass, das Ganze ohne jeden Ernst zu betreiben.

 

Während Dora und die Stiefmutter mit erneuten Eitelkeiten beschäftigt sind, übergibt Vinzek den Haselnußzweig an unser Aschenbrödel und erzählt von seinem Traum, Aschenbrödels Hochzeit. Nachdem die Stiefmutter sich über den Zweig lustig gemacht hat, „wie für ein Eichhorn“, und nun selbst mit Dora in die Stadt fahren will, begibt sich unser Aschenbrödel zur weisen Eule Rosalie. Im kleinen Schatzkästchen sind nun auch die drei Haselnüsse. Sie klagt ihr Leid, denn sie hat sich in den Prinzen verliebt und möchte ihn wiedersehen. Die Eule gurrt leise, während unser Aschenbrödel den Nusszweig betrachtet. Dann fällt eine Nuss zu Boden und heraus blitzt ein kleines Etwas, sie zieht daran, und vor ihr liegt ein Jagdkostüm. Hocherfreut über das Zaubergeschenk reitet sie dann mit dem Hund Kasperle im Jagdkleid davon. Wie es der Zufall will, begegnet unser Aschenbrödel der Jagdgesellschaft mit unserem Prinzen. Voller Eifer und Übermut hat er gerade einen Fuchs erlegt und denkt nun, dass er ein richtiger Mann sei. Doch so ist das oft im Leben, man denkt, es richtig zu machen und tötet dann etwas, weil man denkt, es sei zu nichts nutze. Nun soll ein Raubvogel geschossen werden, doch weder die Prinzenbegleiter noch unser Prinz schaffen es, „er fliegt schon zu hoch“, bemerkt er. Dafür tritt nun unser Aschenbrödel als Jägerin auf die Lichtung und schießt den Raubvogel herunter. Obwohl sie sonst Tiere sehr mag, hat sie kein Mitleid mit dem Raubvogel, er wird von ihr abgeschossen und fällt unserem Prinzen vor die Füße. Verwundert hebt dieser ihn auf und fragt nach dem Schützen. Ein zweiter Pfeil durchbohrt den ersten und formt damit ein Kreuz der beiden Pfeile. Unsere Jägerin tritt heran und bekennt sich zu dem Schuss. Sie spürt, dass es unserem Prinzen nicht passt, er wollte lieber selber der „Zauberschütze der Jagd“ sein. Nach VI) einer kurzen Besinnung greift er in einer noblen Geste nach dem Ring, den der König für den besten Schützen ausgelobt hat und steckt ihn unserer zurückhaltenden Jägerin an den Finger. Als kleine Zugabe für ihre Schießkünste wird der Schuss auf ein Tannenzapfengebilde gefordert, sie erfüllt die Aufgabe mit Leichtigkeit, denn „jedes kleine Mädchen“ kann doch so was, wie wir wissen. Dann zieht sich unsere Jägerin zurück und reitet mit ihrem Pferd weg.

 

Es ist nun an unserem Prinzen, das zweite Mal auf die Suche zu gehen, allerdings nun nach der Jägerin, denn er erkannte unser Aschenbrödel in seiner Verkleidung nicht. Diese verwandelte sich geschwind wieder in das Mädchen Aschenbrödel, versteckte sich in den Wipfeln eines Baumes und neckte unseren Prinzen, als er sie nach dem Verbleib des Jägers fragt. Hier gibt es nur „einen Grünschnabel und ein Hühnchen ohne Federn“ antwortete sie. Da ist es manchmal wohl besser so ein Hühnchen zu sein, als sich wie ein Pfau aufzuschmücken, um Eindruck zu machen.

 

Die Stiefmutter und Dora halten es lieber mit dem Pfauendasein, die eitle Kleider- und Schmuckschau zur Ballvorbereitung ist so recht nach deren Geschmack. Unser Aschenbrödel muss emsig hin und her rennen und helfen. Als sie dann den Wunsch äußert, doch wenigstens zum Fenster reinschauen zu dürfen, zeigt die Stiefmutter ihre ganze Gehässigkeit und schüttet Mais und Linsen in die Asche. Das soll der Ersatz für den bescheidenen Wunsch des Hineinsehens durch das Fenster in den Ballsaal sein – im Leben unseres Aschenbrödels soll es nur Arbeit und keine Freude geben.

 

Doch es kommt, wie wir wissen, ganz anders. Die Täubchen eilen als fleißige Helfer herbei – und unser Aschenbrödel klettert in der Scheune auf den Dachboden zur Eule Rosalie. Wieder gurrt die Eule als sie sieht, wie traurig unser Aschenbrödel ist, und wieder fällt eine Zaubernuss, darin sich ein wunderschönes Ballkleid befindet,

 

VII) zu Boden. Voller Freude hebt es unser Aschenbrödel hoch und fängt an zu tanzen. Nun wird sie also doch auf den Ball gehen können, denn ihr Pferd Nikolaus steht schon edel und fein gesattelt unten an der Scheune bereit.

 

Im Schloss hat der Präzeptor mit der Vorstellung der geladenen Edeldamen und ihren Töchtern begonnen. Der Ball beginnt mit dieser Zeremonie, und unser Prinz schaut ziemlich desinteressiert einher. Den Wert einer richtigen Partnerwahl hat auch der König nicht im Auge, und spricht von einem „kein Theater machen wegen des Heiratens“. Dabei hat er doch damals durchaus die Richtige mit seiner Königin gewählt, und nicht eine „unbekannte Mieze“. Also muss wohl doch um die Partnerwahl ein Theater gemacht werden, damit etwas Gescheites daraus wird.

 

Der Tanz wird offiziell eröffnet, und unser Prinz schreitet mit geschlossenen Augen durch das Spalier der Damen, alle sind gespannt, wen er zum ersten Tanz wählt. Fast hätte es Dora sein können. Doch dieser kommt eine wuchtige Dame zuvor, als Kleinröschen war sie vorgestellt worden. Mit viel Schwung packt sie unseren Prinzen, und er wird damit mehr getanzt als er selber Schritte wagt. Zum Ende des Tanzes packt sie ihn wie einen unbelebten Gegenstand und will ihn wegtragen. Seine Passivität kommt ihrem Zugreifen da so recht entgegen. Wie wir wissen, ist dies keine Grundlage für eine gute Paarbeziehung, doch soll es schon mal vorkommen, dass ein Mann in die Ehe quasi getragen wurde, ohne eigenes Bewegen sozusagen.

 

Eine weitere Tanzpartnerin unseres Prinzen ist dann doch die Stiefschwester Dora, die Stiefmutter ist beglückt, ihr Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen. Doch auch dieser Tanz geht glücklos zu Ende, denn unser Prinz will zurecht keine Schulden machen, was den Mut Doras betrifft, mit ihm „bis ans Ende der Welt zu tanzen“,

 

VIII) während sie seine Tritte auf ihren Füßen klaglos hinnimmt, nur um von unserem Prinzen als Braut erwählt zu werden. Dabei gibt es durchaus harmonische Tanzmomente, gerade zu einem dieser Augenblicke schaut unser Aschenbrödel von außen in den Ballsaal. In ihrem rosa Tanzkleid mit dem passenden Umhang ist sie zum Schloss geritten.

 

Sie sieht nur diesen kleinen Ausschnitt des Ballgeschehens und gerät in tiefe Zweifel, ob sie in den Saal überhaupt hinein soll. Dann dreht sie sich um und geht betrübt zu ihrem Pferd Nikolaus, doch dieser ermuntert sie umzukehren, ein altes Zählorakel, „mach ich’s, mach ich’s nicht“ überzeugt sie, in das Schloss zu gehen. An vielen bewundernden Blicken vorbei geht sie in Richtung Ballsaal, und es öffnet sich die Flügeltür für ihren späten Ballauftritt.

 

Der Abend ist in vollem Gange, die Tanzpaare amüsieren sich, das Königspaar plaudert, doch unser Prinz ist verschwitzt und genervt, denn er will das ganze Tanz Trara und die Wahl einer Braut nicht. Es gibt einen Streit zwischen ihm und dem König, wütend läuft er „ lieber zum Bäume fällen“ in Richtung Flügeltür und damit gerade auf unser Aschenbrödel zu. Damit er sie nicht gleich erkennt, nimmt sie einen kleinen Schleier vors Gesicht. Eigentlich hat unser Prinz genug vom Abend, doch etwas irritiert bleibt er stehen, als sich unser Aschenbrödel für die „freundliche Begrüßung“ bedankt und ihm dann sogleich auch die Möglichkeit lässt, den Ball sofort zu verlassen. Sie möchte, dass er selbst wählt und sie um einen Tanz bittet. Aus eigenem Wünschen und Wollen soll der Tanz geführt werden. Er will es plötzlich selbst, und beide wiegen sich im Takt zu der schönen Melodie, als hätten sie einander schon immer gekannt. Doch das Tanzglück währte nicht lange, denn unser Prinz hielt nun um die Hand der schönen fremden Prinzessin an und möchte wissen, wer sie ist. Doch obwohl unser Aschenbrödel nichts sehnlicher wünscht als die Braut des Prinzen zu sein, gibt sie ihm ein Rätsel auf, worauf er

 

IX) keine Antwort weiß: „Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht, ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht, ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht, mein holder Herr, wer ist das?“ Nun, wie wir wissen, er hat sie wieder nicht erkannt.

 

Unser Prinz zuckte mit den Schultern und unsere Aschenbrödel- Prinzessin rennt aus dem Ballsaal, vorbei an Gästen und Bediensteten, von denen sie sich höflich verabschiedet: „Auf Wiedersehen“, denn sie will, dass sie hierher zurückkommen kann, es soll ein Wiedersehen geben. Unser Prinz und auch seine zwei Begleiter eilen ihr nach. Auf der Außentreppe zum Schlosshof liegt ein Schuh, den hat unser Aschenbrödel bei der Flucht verloren. Unser Prinz hebt den zierlichen Schuh auf, jetzt hat er ein Pfand, und er muss nur die Trägerin des Schuhs finden. Pferde werden herbeigerufen und sie reiten zu Dritt der Fliehenden durch die Dunkelheit nach.

 

Beim Gutshof angekommen, verschwindet unser Aschenbrödel schnell, das Tor knallt zu. Doch unsere drei Verfolger sind auch schon da und pochen an die Türe: „Aufmachen, so macht doch auf!“. Das Gesinde des Gutshofs sammelt sich nach dem Lärm. Sie öffnen das Tor, unser Prinz beteuert, dass er mit guten Absichten gekommen ist, und wird nach einiger Zeit auch als der Prinz vom Schloss erkannt. Er sucht nach der schönen Prinzessin, die ihm hier verloren gegangen ist und sagt, dass er nicht weiß, ob sie eine Prinzessin ist, sie sei eben hier hereingeritten. „Hier gibt es eine ganze Fuhre Schönheiten“ meint Knecht Vinzek, er solle sich nur eine aussuchen und der Küchenjunge meint, dass unser Prinz „wie die Eule aus den Nudeln“ schaut. Also stellen sich alle Mädchen und Frauen auf, als unser Prinz verkündet, dass diejenige seine Frau wird, der dieser Schuh, den er hochhält, passt. Fest davon überzeugt das Richtige zu tun, lässt er

 

X) sich auch durch Scherze und Gelächter des Gesindes nicht aus der Fassung bringen, auch wenn so manches „Füßchen“ ganz und gar nicht zum Schuh passt.

 

Doch nun kommen mit ihrem Schlitten die Stiefmutter und Dora vom königlichen Ball zurück. Sie merken sogleich, dass hier jemand gesucht wird und erblicken unser Aschenbrödel am Fenster. Rasch eilen sie in die Kammer hinauf und überwältigen die Arme. Sie muss das Kleid hergeben, Dora trägt es nun und geht mit der Stiefmutter zum Schlitten zurück. Unser Prinz wird der beiden gewahr und sagt, dass er nun doch nicht umsonst gekommen ist. Die Stiefmutter möchte unseren Prinzen für ihre Tochter gewinnen, und ist auch ganz davon überzeugt, dass dieser macht was sie will. Es soll schon vorkommen, dass Mütter in einer Zweierbeziehung die Dritte im Bunde sein wollen, weil sie sich dann wichtig machen können. Doch das Nichtgelingen solcher Dreierbeziehungen ist auch allseits bekannt.

 

Die Schuhprobe bei der falschen Braut wird verhindert und ab geht die wilde Fahrt der beiden Falschen mit ihrem Kutscher. Unser Prinz reitet diesmal alleine hinterher, denn seine Begleiter bleiben im Gut zurück. Die Unglücksfahrt nimmt ihren Lauf, der Schlitten kommt ins Schlingern und stürzt in einen Teich. Rasch schickt sich unser Prinz an, die beiden aus dem Wasser zu retten und erkennt hierbei, dass es nicht seine Tänzerin vom Ball ist. Er überlässt sie ihrem Schicksal in dem kalten Nass, weil er die Täuschung erkennt. Doch wo ist sie, die er sucht? Plötzlich fliegt die Eule Rosalie um ihn herum, und er weiß, dass er dem Weg der Eule folgen muss. Zurück am Gutshof warten seine Begleiter auf ihn, kopfschüttelnd und niedergeschlagen alle, man weiß nicht, was man tun soll.

 

Auch unser Aschenbrödel ist niedergeschlagen, traurig geht sie zur Eule Rosalie, ein kurzer Blick zu ihr, die Zeit ist reif für die dritte Nuss, XI) sie fällt zu Boden und ein wunderschönes, blütenweißes Brautkleid liegt vor unserem Aschenbrödel, das sie mit freudestrahlenden Augen aufhebt. Was nun geschieht, mutet wie ein Wunder an, der Küchenjunge, dem unser Aschenbrödel einmal die Prügel erspart hat, erblickt sie als Erster: „Guck mal, guck mal Hoheit“. Da erkennt unser Prinz seine Tänzerin, die er gesucht hat. Seine beiden Begleiter geben ihm einen Schubs: „Das ist sie!“ Unser Prinz geht mit dem verlorenen Schuh zu ihr. „Bringst du mir meinen Schuh wieder. Und ich gebe dir dafür den Ring für den König der Jagd“, sagt sie. Da antwortet unser Prinz: „Er gehört dir aber.“ Und sie fragt: „Kannst du nun mein Rätsel beantworten?“ Während unser Prinz noch ganz erstaunt über die einfache Lösung ist, ruft das Gesinde: Unser Aschenbrödel! Da bleibt unserem Prinzen nur die Frage: „Und auch meins, wenn du mich willst.“ Ein Lächeln von ihr ersetzt jede Antwort, ist doch das Lachen die kürzeste Verbindung zwischen zwei Liebenden. Unser Prinz hebt sie hoch, Mützen fliegen vor Freude durch die Luft. Dann reitet das junge Königspaar durch den glitzernden Schnee, die Sonne scheint, und der alte Präzeptor, der noch einmal zur Historiestunde ruft, kann wohl in den Ruhestand treten…und wenn sie nicht gestorben sind, dann lebt das Paar oder ihre Kinder, Kindeskinder, Kindeskindeskinder und so weiter noch heute.

 

Was ist dann die Moral von der Geschicht´? Wenn man die Vergangenheit beendet, kann die Zukunft beginnen, wie bei unserem Aschenbrödel und ihrem Prinzen, da wir Menschen irgendwie doch alle gleich sind, egal welche Hautfarbe wir haben und wo wir geboren wurden. Denn sonst würde der Zauber dieses Märchenfilms mit seinen exzellenten Darstellern, der einfühlsamen Musik, der genialen Regieführung und perfekten Themenumsetzung doch kaum auf der ganzen Welt so wirken – einfach Magie fürs Herz im Winter!